Zurück von unserer Tour im südlichen Afrika war Addo sichtlich müde, erschöpft und stand viel in der Halle. Corona hat auch ihn zur Ruhe gebracht.
Im August 2020 schafften wir es gemeinsam nach Südtirol. Im schönen, kleinen Virgental fanden wir nach langer Suche einen Campingplatz, der uns einen Stellplatz reserviert hat und uns willkommen hieß. Gar nicht so einfach, setzten sich gerade in diesem Jahr viele Camper in Bewegung und nutzen die Chance auf Urlaubseindrücke in den eigenen, mobilen 4 Wänden.
Am Ende des Tals, eingebettet zwischen hohen Bergwänden und am Fuße des Flusses erholten wir uns richtig gut. Voll motiviert hatten wir die Mountainbikes mit, nicht bedacht, dass wir überall zuerst steil bergauf mussten, um dann ins Genuss-Radeln zu kommen. Ebenso beim Wandern, aber das ging ja noch.
Wir verbrachten einige kühle Nächte in der Nähe von Lienz und fuhren glücklich wieder nach Hause. Nichts ahnend, dass Addo schon bald wieder hierher zurückkehren würde……

Er hat es nur am Rande mitbekommen, aber er hat Mitte Jänner 2021 einen großen Bruder bekommen. Ja, dieser ist uns wirklich „passiert“ und das kommt davon, wenn zwei Menschen, die sich Jahre kennen Wünsche nicht aussprechen, aus schlechtem Gewissen, unserem Addo gegenüber.
So passierte es, dass Doris Ende Dezember 2020 auf Willhaben einen LKW fand, den wir uns am 30.12.2020 im Burgenland ansehen konnten.

Hirnschwanger mit den Eindrücken fuhren wir nach Hause und überlegten lange hin und her, wie wir um den Jahreswechsel diese wichtige Entscheidung treffen sollten.
Ihr könnt Euch sicherlich denken, wie es ausgegangen ist……. Addo blieb dennoch Familienmitglied und das noch recht lange. Wir brachten es einfach nicht übers Herz, ihn zum Verkauf anzubieten.
Viele Momente, Stunden, Kilometer hat er uns begleitet und 4 Wände geboten, in denen wir uns mehr als zu Hause fühlten. Umso schwerer war es, ihn Anfang Mai doch ins Netz zu stellen.
Es dauerte keine 3 Tage, da hatten wir eine Handvoll Interessenten mit ganz ernsten Absichten. Wir waren sehr wählerisch, schließlich wünschten wir uns für Addo neue Besitzer, die seine Vorzüge schätzen und nicht nur mit ihm auf Asphaltstraßen durch Europa „cruisen“ wollten. Addo war halt nicht irgendein Iveco 4010, der liebevoll umgebaut wurde und so seine Ecken und Kanten hatte, nein er war ein mittelgroßer Italiener in dem wir herrlich Spaghetti Pomodoro bei „Senza Una Donna“ kochten, Gewitter und Stürme überstanden und mengenweise Sand geschaufelt hatten. Umso anstrengender stellten wir uns den Abschied vor.
Ein Pärchen aus Osttirol – und so schließt sich der Kreis – wollte Addo unbedingt haben, sie konnten aber beruflich nicht gleichkommen. Wir gaben unser Wort, dass wir zwar anderen Besichtigungen ermöglichen, aber ihnen Addo reservieren. Und Ende Mai war es dann so weit. Die beiden hatten sich vom ersten Moment an in Addo verliebt und wussten, worauf sie sich einließen. Gerade um Andreas‘ Geburtstag mussten wir dann loslassen und Addo wurde abgeholt und vollgepackt mit Reifen, Ersatzteilen, die Andreas prophylaktisch international zusammengesammelt hat, trat er die Reise gen Süden an.
Uns hat es wirklich getroffen, wie eine Entführung, wie ein Kind, dass auszieht und beschließt, nun neue Abenteuer zu erleben. Aber es war Zeit.
Warum wir uns von ihm getrennt haben?
Gar nicht so einfach zu beschreiben, aber das lest ihr ihm nächsten Blogartikel zum großen Bruder.
Wir haben noch immer Kontakt zu Addo’s Familie und er war zwischenzeitlich in Albanien und Marokko unterwegs und sogar ein drittes, kleines Bett wurde eingebaut und die Besitzer sind noch immer happy mit ihm. Im schönen Osttirol geht es ihm gut. Im Sommer darf er sich im Gebirge erholen und im regnerischen, feuchten Herbst darf er Richtung Süden, um seine alten Gelenke zu erwärmen.
Wir wissen: es geht ihm gut, und das macht uns glücklich!
