Nach einem Rasttag in Windhuk, Übernahme eines Campers für Sohnemann und einem gemütlichen Abend in der Stadt in Joe’s Beerhouse (joesbeerhouse.com) starten wir früh am Morgen Richtung Kuiseb Canyon und unserem nächsten Halt im Tsondab Valley.
Es sind zwar nur 240 km aber wie schon vorher beschrieben, die Straßenqualität erfordert eine andere Zeitmessung als in Europa. Und außerdem wollen wir ja nicht nur durch die Gegend hetzen. Es gibt so viele schöne Plätze auf dem Weg. Doch bevor es los geht haben wir noch einen bürokratischen Zwangsstopp. Kurz nach Windhuk findet eine Polizeikontrolle statt. Wie immer suchen die Polizisten den Fahrer auf der falschen Fahrzeugseite. Es ist schon verwirrend wenn bei Linksverkehr der Fahrer links sitzt. Kurze Kontrolle der Papiere. Ich frage mich immer, ob die Polizisten das alles verstehen. Ersten sind die Dokumente (Internationaler Führerschein, Internationaler Zulassungsschein,…) nur gut eingeschweißte Kopien, kompliziert mehrsprachig (entwickelt in den 50er Jahren, und so schauen sie auch aus…) und Vieles auch nur in Deutsch. Aber bisher haben wir nur freundliches Lächeln geerntet, teilweise tolle Tipps erhalten und noch nie wirklich Probleme mit der Polizei gehabt.
Weiter geht’s die ersten Pässe hinauf. Für uns eigentlich Hügel, aber hier als Pass bezeichnet. ADDO kämpft mit den heißen Temperaturen und schnauft schwer bergauf. Es nützt kein Jammern. Der Kühler schafft es nicht mehr alleine die optimale Motortemperatur zu halten. Also Heizung auf Vollgas aufgedreht, Gebläse auf Maximum. Auch wenn es jetzt ungemütlich heiß im Auto wird, besser als alle 30 Minuten für eine Viertelstunde stehen bleiben und Motor abkühlen lassen.
Plötzlich, wir sind gerade mit ca. 70 km/h unterwegs, kreuzt eine Warzenschweinfamilie die Fahrbahn. Voll auf die Bremse. Wir wollen nicht mit den 3 bis zu 150kg schweren ausgewachsenen Schweinen und den 5-7 Jungtieren kollidieren. Alles geht gut, obwohl ADDO mehrmals heftig schleudert und die ganze Fahrbahnbreite benötigt. So schnell wie sie aus dem Unterholz aufgetaucht sind, so schnell sind die Warzenschweine auch wieder verschwunden.
Auf unserer Fahrt überqueren wir heute den Südlichen Wendekreis, den Wendekreis des Steinbocks. Entlang des 23. Südlichen Wendekreises liegen auch einige der großen Wüsten der südlichen Hälfte der Weltkugel (Namib, Kalahari, Große Sandwüste Australien,…).
Unser Weg führt uns weiter zum Spreetshoogte Pass, der das Khomas Hochland, aus dem wir gerade kommen, mit der Namibwüste verbindet. Eine spektakuläre Aussicht auf die Namibwüste und den Namib Naukluft Park erwartet uns am View Point. Der Pass ist extrem steil, der steilste Pass in Namibia, und nicht für alle Fahrzeuge zugelassen. Wir entscheiden uns trotzdem und bewegen uns ganz langsam den Pass talwärts. Durchschnittlich 25% Gefälle. Der Pass überwindet fast 1.000 Höhenmeter auf einer Straßenlänge von 4 km. Für ADDO bedeutet das im ersten Gang ganz langsam den Berg hinunter.
Mit jedem Meter talwärts wird auch die Temperatur wärmer – willkommen in der Wüste. Nach weiteren 30 Minuten Fahrzeit erreichen wir die Abzweigung zum Tsondab Valley Reserve. Unserem Aufenthaltsort für die nächsten 2 Tage.
Kristin und Hans betreiben hier im Tsondab Valley (tsondab.com) eine wunderbare Lodge am Rande der Namibwüste. Und was für uns viel wichtiger war, Hans ist ein begnadeter Buschpilot seit über 30 Jahren: Daher haben wir neben unserem Aufenthalt auch einen Rundflug über die Dünen des Sossusvlei, den Kuiseb Canyon und die Namib Wüste gebucht. Leider mussten wir den Flug über die Skelettküste ausfallen lassen, da zu dichter Nebel den Flug in diesem Abschnitt unmöglich gemacht hat. Um unnötigen Winden und Turbulenzen auszuweichen, entscheiden wir uns für einen sehr frühen Abflug kurz nach 6 Uhr morgens zum Sonnenaufgang.
Die kleine Cessna 210 Centurion beschleunigt zügig auf der Sandpiste und erhebt sich mühelos in die Lüfte. In geringer Höhe fliegen wir gegen Südwesten in Richtung der großen Dünen des Sossusvlei. Atemberaubende Bilder und ständig sich ändernde Wüstenformationen begleiten uns beim Flug über die Wüste. Nach ca. 45 Minuten erreichen wir das Sossusvlei und Fliegen über die Dünen hinweg bis zum Death Vlei. Weiter geht es in einer langgezogenen Rechtskurve Richtung Norden zum Kuiseb Canyon. Wir sitzen schweigsam und überwältigt von den Eindrücken im Flieger. Kurz bevor wir butterweich auf der Sandpiste im Tsondab Valley aufsetzen, erblicken wir noch eine Herde von Bergzebras auf Ihrer Suche nach den letzten Gräsern im Tal.
Beim anschließenden Frühstück fehlen uns die Worte. Das Erlebte und Gesehene muss erst verarbeitet werden.
Am Nachmittag ist Relaxen am Pool angesagt und am Abend ein Ausflug durch das Valley zu den roten Dünen zum standesgemäßen Sundowner mit Gin Tonic.
Nach dem Abendessen sitzen wir noch lange mit Hans und Kristin zusammen und philosophieren über das Leben hier draußen angrenzend an die unwirtliche Namib Wüste.
Kurz vor Mitternacht begeben wir uns zu Bett, wir schlafen heute Nacht unter dem freien Firmament. Als gegen Mitternacht alle Lichter erloschen sind und der Mond über der Wüste im Westen untergegangen ist beginnt der Sternenhimmel zu strahlen und die Milchstraße gewinnt immer mehr an Stärke. Dieser faszinierende Anblick hält uns noch einige Zeit munter, sowie die Revierkämpfe der Oryx Antilopen am benachbarten und nicht weit entfernten Wasserloch.
Nach einer kurzen Nacht machen wir uns auf den Weg zum Sossusvlei. Aus der Vogelperspektive haben wir dieses Tal der roten Monsterdünen bereits gesehen. Diesmal wollen wir alles vor Ort erkunden und eine der Dünen selbst besteigen. Nachdem wir in Sesriem eingecheckt haben begeben wir uns direkt zu den Dünen im Sossusvlei. Vom Nationalpark Gate bis zu den Dünen ist es eine Strecke von mindestens 45 km. Wir entschließen uns die Düne 45 (ich denke eine der populärsten…) zu erklimmen. Rund 180 hm, nicht viel aber im Sand doch sehr anstrengend. Dafür erleben wir den Sonnenuntergang am Kamm der Düne, am höchsten Punkt. Wir sind fast alleine, nur zwei Paare aus Spanien und den USA sind auch hier oben.
Nachdem die Sonne bereits untergegangen ist begeben wir uns auf den Rückweg zu unserem Nachtlager unter dem atemberaubenden Sternenhimmel.
