Rückkehr nach Afrika

Geplant sind wir am 17.12. von Windhoek zurück nach Österreich geflogen, um Weihnachten in der Heimat zu verbringen, Freunde zu treffen und den Winter in der Heimat zu genießen. Also auch mal die Ski ausgepackt und eine Skitour gemacht. Das Kontrastprogramm zum heißen Afrika. Unser Rückflug ist für den 29.1. 2017 geplant. Doch gewisse Umstände erzwingen die ungeplante Verschiebung. Ende März ist es dann soweit. Wir besteigen mit freudigen Gefühlen den Flieger via Doha nach Windhoek. Wie ist es ADDO in der Lagerhalle ergangen. Sind alle Gegenstände noch an Bord. Wird er anspringen. Sind die Batterien noch geladen. Aufgrund der Regenzeit und der diesjährigen heftigen und überproportionalen Niederschläge hoffen wir, dass die Luftfeuchtigkeit nicht dazu geführt hat, dass unser Gewand und das Auto selbst innen nicht mit Schimmel befallen sind.

Nach 19 Stunden Flug erreichen wir am späten Vormittag Windhoek. Die Einreiseformalitäten sind rasch erledigt und unser Gepäck ist vollständig angekommen. In unserem Gepäck haben wir auch die notwendigen Ersatzteile für ADDO mitgeschickt. Noch einmal das Gepäck durch den Scanner und wir stehen in der Ankunftshalle von Windhoek. Der uns schon bekannte Fahrer der Transkalahari Lodge, dort ist ADDO eingestellt, erwartet uns mit einem netten Schild. Mit dem Bus geht es die rund 20km bis zur Lodge in rasanter Fahrt. Von der Hauptstraße abgebogen, den Hügel hinunter. Vor uns steht ADDO. Frisch gewaschen, weiß glänzend. Wir sind freudig überrascht. Zuerst zum Auto dann einchecken. Die nächsten zwei Tage werden wir in der Transkalahari Inn bleiben. Die Wäsche gehört inspiziert und eventuell gewaschen, das Auto gelüftet, innen gereinigt und alles gecheckt und die eine oder andere Kleinigkeit repariert.

Langsam gewöhnen wir uns an die Temperaturen und die Umgebung. Schon bei der Fahrt vom Flughafen zur Unterkunft ist uns aufgefallen, wie grün alles ist. Entlang der Straßen blühen Gräser, Büsche und Sträucher. Ein doch ganz anderes Bild, als die Erinnerung in unseren Köpfen von vergangenem Herbst. Auffallend ist auch die kürzere Zeit des Tageslichtes, die höhere Luftfeuchtigkeit und die viel schräger stehende Sonne. Aber es ist ja Herbst, hier in Namibia. Wobei Herbst mit weit über 30 Grad untertags ist etwas ungewohnt. So wie der Carneval in Windhoek. Für uns mitten in der Fastenzeit haben hier die Narren für eine Woche das Sagen. Mit Umzügen in der Stadt, Narrenprinz und Narrenprinzessin.

Nach zwei Tagen Gewöhnung starten wir unsere erste Etappe nach Swakopmund ans Meer. Nervosität ist am Anfang mit von der Reise. Wieder das Herantasten an den Linksverkehr. Eingewöhnung ins Fahren. Und das Hineinspüren in ADDO. Gibt es irgendwelche unerwarteten Geräusche und andere Indikatoren auf eventuelle Probleme. Aber ADDO läuft rund und ruhig vor sich hin, wir werden immer entspannter und freuen uns auf die nächsten Wochen „on the way“. Die Etappe nach Swakopmund ist mit 480 km ziemlich lang, aber wir fahren heute nur asphaltierte Hauptstraßen. Also „no problem“.

Zwei Polizeikontrollen und ADDO Besichtigungen unterbrechen die Fahrt an den Atlantik. Zuerst durch grünes Weideland, wird die Landschaft immer trockener. Wir nähern uns wieder der Namibwüste, vorbei am Matternhorn Namibias, der Spitzkoppe, bis wir am späteren Nachmittag Swakopmund erreichen. Ein modänes Städtchen, das Mallorca der Südafrikaner. Jedes Jahr um die Weihnachtszeit, also im Sommer, bevölkern unzählige Südafrikaner die Strände rund um Swakopmund. Nur in dieser Zeit bricht für einen kurzen Zeitraum der Benguela Strom etwas zusammen und der Atlantik erwärmt sich auf bis zu 20 Grad. Also ideale Badetemperatur. Aber auch jetzt gibt es einige Mutige, die sich in die starke Brandung des mittlerweile auf 16 Grad abgekühlten Atlantik werfen und Ihre Runden schwimmen. Die nächsten zwei Nächte verbringen wir noch im Hotel und werden einige Ausflüge in der Umgebung von Swakopmund unternehmen. Für heute haben wir aber beschlossen einen Spaziergang zu machen, entlang des Meeres bis zur Jette, ein weit in den Atlantik reichender Steg mit Restaurant. Den farbenfrohen Sonnenuntergang erleben wir noch am Strand, bevor wir in eines der tollen Restaurants an der Promenade einkehren. Im Ocean Cellar, einem fast schon dänisch nordisch gestyltem Lokal bestellen wir uns eine Fischplatte, die alle Spezialitäten des lokalen Meeres bietet und die wir mit Sicherheit lange nicht vergessen werden. Wir haben selten so guten Fisch gegessen. Es war ein wirklich besonderer Abend und die perfekte Einstimmung auf die nächsten Wochen.

Wir müssen früh raus – unser Fahrer nach Walvisbay erwartet uns um 7:30 vor dem Hotel. Und wir wollen es ja so richtig auskosten, wenn wir schon ein tolles Frühstücksbuffet zur Verfügung haben und nicht selbst Hand an den Kocher legen müssen.

Pünktlich starten wir. Raus aus der Stadt und ab nach Walvisbay. Fahrzeit cirka 45 Minuten. Nach ungefähr 15 Minuten hält der Fahrer und frägt uns, ob wir wissen wohin wir in Walvisbay wollen. Wir schauen uns kurz verdutzt an. Ein Übersichtsplan in schwarzweiß wird nach vorne gereicht. Der Fahrer dreht und wendet den Plan. Greift zum Telefon und ruft in der Zentrale an. Nach längerer Diskussion wird mir das Telefon gereicht. Ich erkläre kurz der netten Dame am anderen Ende den Plan, überreiche das Telefon an den Fahrer. 5 Minuten später geht’s weiter. Hoffentlich kommen wir auch an.

Nach weiteren 15 Minuten sind wir am Ziel. Wir haben heute einiges vor. Wir wollen zuerst mit dem Boot in der Walvisbay eine Rundfahrt machen, die Robbeninsel besuchen und dann am Nachmittag mit dem Jeep zuerst nach Sandwich Harbour fahren um dann die Dünen der Namib mit dem Auto zu erklimmen und auf der gegenüberliegenden Seite wieder talwärts fahren – so richtig Dünensurfen.

Pünktlich um 9 Uhr starten wir mit weiteren 7 Personen Richtung offenem Meer. Es dauert nicht lange und wir erhalten schon den ersten Besuch an Bord. Eine Robbe erklimmt die Reling, ein kurzer Sprung die Liegefläche des Bootes besetzt in Erwartung von frischem Fisch. Diese Hafenrobben scheinen dies tagtäglich auszukosten und unser Kapitän hält natürlich für solche Fälle frischen Fisch bereit. Damit ist entspanntes Robbenfüttern und Robbenstreicheln angesagt. Draußen tummelt sich ein einzelner Delphin und durch die Lüfte schweben einige Pelikane. Nach einer weiteren Stunde erreichen wir die Robbeninsel inmitten der Bay, die voll von großen Schiffen und Bohrinseln ist, die hier ausserhalb des teuren Hafengebietes ankern. Bohrinseln aus einem einfachen Grund. Offshore Ölbohrungen machen hier in Afrika erst dann richtig Sinn, wenn der Barrelpreis die 60 USD überschreitet. Da dieser aktuell bei rund 50 USD liegt wird nicht gefördert.

Auf der Robbeninsel leben einige hundert Robben und wir können sie schon von weitem riechen. Es gibt bessere Düfte. Aber die jungen Robben tummeln sich verspielt rund um unser Boot und bieten ein tolles Unterhaltungsprogramm.

Wir fahren langsam zurück zum Hafen, und erfreuen uns an unserem Lunch auf See, und den frischen Austern aus der Bucht.

Zurück im Hafen wechseln wir den fahrbaren Untersatz. Mit einem Jeep und 4 Mitfahrern aus Frankreich geht es ab Richtung Sandwich Harbour. Eine atemberaubende Fahrt erwartet uns. Wir fahren entlang der riesigen Dünen auf der linken Seite und dem tobenden Atlantik auf der rechten Seite auf einem schmalen Sandband, welches nur bei Ebbe befahrbar ist, in Sandwich Harbour ein. Ich kann es nicht lassen und erklimme kräfteraubend eine der steilen Dünen und erleben einen umwerfenden Rundumblick auf das Meer, die Habour Bucht und die Dünen der Namibwüste. Wir sind aber schon alle in der Vorfreude auf das was jetzt kommt. Mit dem Jeep geht es rauf die Dünen und genauso schnell auf der anderen Seite wieder runter. Es macht richtig Spaß und als das Vergnügen nach rund 45 Minuten vorbei ist sind wir fast traurig.

Auf gleicher Route geht es wieder zurück nach Walvisbay und von dort weiter nach Swakopmund. In den nächsten Tagen begeben wir uns dann wieder weg aus diesem Luxusgebiet mit allen Annehmlichkeiten und starten den nächsten Abschnitt unserer Reise, der uns zuerst in das Damaraland führen wird und dann weiter Richtung Norden an die Grenze zu Angola in die wilde nordwestliche Ecke von Namibia.