Südafrika – die ersten 21 Tage on the way

Es ist Zeit für die erste ausführlichere Zusammenfassung der letzten knapp 3 Wochen. Begonnen hat alles mit Warten auf das Auto – obwohl es schon am 16.10. in Port Elizabeth angekommen ist hat es doch noch bis zum Nachmittag des 18.10. gedauert, bis wir ADDO wieder übernehmen konnten. Neben dem üblichen Papierkram war vor allem das Warten auf den südafrikanischen Zoll (Besichtigung des Fahrzeuges und Ausstellen der Papiere) geduldsfördernd. Wir saßen mit 4 weiteren Overlandern knapp 5 Stunden in einem kleinen Hafengebäude keine 50 Meter von den Fahrzeugen entfernt, jedoch durch einen Zaun getrennt und warteten auf die Freigabe und den ersten Stempel im Carnet de passages. Um 15:30 war es dann so weit – wir konnten den Hafen verlassen. ADDO war erstaunlich sauber (auch nach 25 Tagen Fährfahrt) und alles war wohl und unbeschädigt in Südafrika gelandet.Schnell Tanken und ab zur Gas Station.

Leider war es schon zu spät, um den Gastank zu füllen und alles zu kontrollieren. Bei der Gas Station waren sie alle sehr nett, nur um 16:45 Uhr hatte keiner mehr Zeit unseren Tank zu befüllen, da ja um 17:00 Uhr die Station geschlossen wird. Also Termin vereinbaren für den nächsten Morgen. Zurück in unser B&B und alles einräumen und für die morgige Abfahrt vorbereiten.

Durch Zufall haben wir ein Restaurant in Port Elizabeth entdeckt, dass den wunderbaren Namen „Old Austria“ trägt. Gegründet wurde das Lokal von einem Österreicher, der vor Jahren hier hängen geblieben ist und das Restaurant zu einem kulinarischen Fixpunkt in der Stadt aufgebaut hat. Der Entschluss, den letzten Abend in P.E. dort zu verbringen war schnell gefasst. Es wurde ein wunderbarer Abend mit ausgezeichnetem Wein und einem delikaten Wiener Schnitzel tausende Kilometer entfernt von Österreich.

Der nächste Tag brachte so einige Überraschungen und vor allem viel Arbeit. Zeitig in der Früh die letzten Dinge noch verstaut und mit dem Gartenschlauch des B&B den Wassertank gefüllt, ging es rasch weiter zur Gas Station. Das Gute – der spezielle für Südafrika angefertigte Anschlussadapter passt –  das Schlechte – der Schlauch der Füllanlage ist um rund 10 Meter zu kurz um den Tank zu befüllen. Daher die etwas abenteuerliche Variante; man nehme eine 45 kg Gasflasche verbinde sie mit dem Gastank des Autos und stelle sie am Kopf, öffne alle Ventile und beginne zu hoffen. Aufgrund einiger nicht funktionierender Dichtungen ging einiges an Gas wieder zurück in die Atmosphäre, aber leider nicht in den Tank. Nach ungefähr 20 Minuten war der 11 kg Gastank mit rund 2 kg Gas gefüllt, und das wars dann auch schon. Also Masterplan 2, Gastank ausbauen und befüllen. 2 Stunden Ausbau, 10 Minuten füllen, 2 Stunden einbauen. Somit hatten wir dann zu Mittag endlich einen 3/4 vollen Gastank und waren gerüstet für die Abfahrt.

Unsere erste Etappe führte uns von Port Elizabeth zuerst nach Osten entlang des Industriegebiets und dann weiter Richtung Norden in den Mountain Zebra Nationalpark, wo wir um 17 Uhr eintrafen. Schön langsam kam auch die Routine für den Linksverkehr, wobei Kreisverkehre ein eigenes Kapitel sind.

Innerhalb kürzester Zeit waren einige der Camper bei uns mit Fragen zum Auto, woher wir kommen, was wir vorhaben und natürlich mit dem einen oder anderen nützlichen Tipp. Bei Rotwein und Abendessen neigte sich der Tag inmitten der Natur, umgeben von im Abendrot glänzenden Bergen zu Ende. Gegen die aufkommende Kühle des Abends brannte das Feuer im Braai und auch das Gefühl, dass es jetzt endlich losgeht stellte sich ein.Nach einer erholsamen Nacht folgte dann am Morgen die Rundfahrt durch den Park. Hier leben neben Weißschwanz Gnus die seltenen Bergzebras. Diese sind kleiner als die Steppenzebras und haben ein anderes Streifenkostüm (keine Schattenstreifen). Zu Mittag verließen wir den Park, um weiter nach Queenstown, unserer nächsten Station, zu fahren, nicht jedoch um vorher noch einige notwendige Einkäufe zu erledigen. Wie schön, dass es auch in Südafrika einen Spar gibt.

Queenstown entsprach nicht ganz unseren Vorstellungen. Nachdem wir am Weg nach Queenstown Hagelgewitter und einiges mehr überstanden hatten mussten wir feststellen, dass die von uns im Vorhinein erwählte Campsite die reinste Katastrophe war. Außer rostigen Wasserhähnen, überall Schmutz und einigen in die Jahre (in sehr viele Jahre) gekommenen Caravans nichts. Was tun in Anbetracht des nahenden Sonnenuntergangs und der nicht einladenden Umgebung? Auf der Suche nach einem halbwegs vertretbaren Standplatz entdeckten wir das B&B „Linga Long“ mit der angeschlossenen Bar „Linga Linga“. Nach einer mühsamen Rücksprache mit der Besitzerin gab es einen Standplatz am beleuchteten Parkplatz der Bar inmitten von Schlamm direkt neben einer Baubaracke. Nun denn, besser als auf einem verlassenen Campingplatz im Nirgendwo. Zu allem Erfreulichen gesellte sich auch noch ein über mehrere Stunden anhaltendes Gewitter mit Starkregen. Dem zu entgehen gings ab in die Bar „Linga Linga“ auf Gin Tonic mit WLAN. Als einzige Gäste hatten wir es gemütlich und nach zwei weiteren Gin Tonic ging es ab ins Bett, mit dem Plan am Morgen so rasch wie möglich diese Stätte zu verlassen. Am nächsten Morgen Abfahrt um 6 Uhr – Frühstück später!

Quer durch die Region Ostkap Drakensberge entlang von endlos groß wirkenden Rinderfarmen fuhren wir nach einer ausgiebigen Kaffeepause inmitten weiter Kiefernwälder in Richtung Cedarville, unserem nächsten Halt für 2 Tage. Die endlose Weite ist teilweise erdrückend und es passiert nicht einmal, dass einem über 30, 40 Minuten weder ein Auto folgt noch entgegenkommt. Am Horizont maximal gute hinter schattenspendenden Bäumen versteckt eine Farm oder ein kleiner Ort. Auf der Cedarberg Farm entspannten wir uns dann 2 Tage zwischen lauthals schreienden Kranichen, Pferden und Kühen. Ein richtiges Farmland, nur alles ungemein weitläufig in der Dimension.

Unser nächstes Ziel – die Drakensberge. Die bis zu 3482 Meter  hohen Drakensberge liegen entlang der südlichen Grenze zu Lesotho und wurden im Jahr 2000 zum UNESCO Weltkulturerbe hinzugefügt. Vor allem fernab der Zivilisation wollten wir etwas für unsere Fitness tun und eine Trekkingtour auf einen der Gipfel starten. Zuvor ging es aber in den Ort Underberg –  mit den Ortsnamen ist generell hier so eine Sache: Amsterdam, London, Newcastle, Bethlehem, um nur einige aufzuzählen – in 6 Stunden durch halb Europa und mehr. Was kauft man in Underberg? Natürlich Underberg, im örtlichen Spar.

Nach mehreren Stunden Fahrt endlich die Abzweigung auf die Zufahrtsstrasse zum Cobham National Park. 20 km unsagbar schlechte Schotter- und Sandpiste – eine Herausforderung für Addo und uns. Und dann das Wetter. Nebel, Regen, Kälte. Sogar die sonst so lästigen Baboons (Paviane)  haben sich verabschiedet und sind in Ihren Felsnischen verschwunden. Nichtsdestotrotz – wir entschieden zu bleiben und den nächsten Morgen abzuwarten. Mit einem warmen Lagerfeuer, etwas Rotwein und Gegrilltem lässt sich auch ein solcher Abend eingemummt in 3 Pullover und Jacken aushalten. Und manchmal hat man Glück. Der nächste Morgen, strahlender Sonnenschein, unten in den Tälern der dichte Nebel. Also nichts wie rauf auf den Berg. Nach dem Frühstück gings los und wir bestiegen in völliger Einsamkeit einen der Gipfel der Drakensberge und wurden mit einem wunderbaren Panorama und der Sicht auf den Sanipass, einem der höchsten Pässe der Drakensberge entschädigt.

Nach einer weiteren „kalten“ Nacht im Cobham Nationalpark ging unsere Route quer durch KwaZulu Nathal. Eine Strecke immer jenseits von 1400 m Seehöhe, Pass rauf, Pass runter, Pass rauf, Pass runter, Kurve um Kurve und damit ein komplett anderes Bild von Südafrika. Die Siedlungen geprägt von den klassischen Rundhütten in allen Farben und die Bevölkerung überwiegend schwarz. Wir durchquerten die ersten fast „afrikanisch“ wirkenden Dörfer mit Ihren Straßenhändlern, bunten Schildern, hohen Bremsschwellen (ich empfehle diese nur im Schritttempo zu überqueren, auch wenn das Verkehrsschild 60 km/h erlaubt) und freilaufenden Kühen und Ziegen. Diese Tierchen verirren sich auch gelegentlich auf die Fahrbahn, was zu abrupten Bremsmanövern führt. In jeder Ortschaft wird uns freundlich gewunken, überholende Autos hupen, Hand aus dem Fenster, Daumen hoch. So oft dürfte sich in dieses Gebiet kein Tourist verirren.

Nach mehreren Stunden dann die Suche nach der Campsite – 100km auf der Schotterpiste – nur diese gibt es nicht mehr. Also zurück auf die Hauptstrasse und eine Alternative in Dundee suchen. Im ADDO liegt bald mehr Staub, als auf der Straße. Aus jeder Ritze dringt von Außen feinster, rotbrauner Staub. In Dundee putzten wir einmal alles, soweit es ging und ich verlegte fachmännisch 18m Gafferband in kleinen Teilen quer über alle Öffnungen und Ritzen, in der Hoffnung, dass sich damit die Staubsituation bessert. Ich nehm’s vorweg – es hat geholfen.

Nur noch einige Berge und 2 Nächte trennen uns vom Krüger Nationalpark. Knapp 2000 km hat ADDO bisher fast ohne Probleme hinter sich gebracht. Einige Schrauben mussten etwas nachgezogen werden und etwas Öl für den Motor war auch nötig.

Nach einem weiteren Tag „on the road“, begleitet von starken Winden und noch stärkerem Gewitter erreichten wir unsere Campsite in Badplass. Es war Waschtag angesagt. Also möglichst schnell in die Laundry, einige 5 Randstücke investiert und los geht’s. Aufgrund der Gewitter gab es leider 2 Stromausfälle, daher verbrachten wir einige Zeit mit Taschenlampe und unzähligen Insekten (man glaubt nicht was da so alles kreucht und fleucht) in der Laundry, ehe alles wieder frisch gewaschen verstaut war.

Nach einer kurzen gewittrigen Nacht dann der Weiterweg zum Krüger Nationalpark. Ein Pass und 100 km trennten uns noch vom Malelane Gate.

Einmal Verfahren, quer durch Malelane (kann man auslassen), die üblichen Prozesse beim Einchecken in den Park und wir waren da. Was uns schon jetzt auffiel, es war um vieles heißer, an die 35 Grad und es sollten noch mehr werden.

Empfangen wurden wir – kaum das Gate passiert – von einer Gruppe Elefanten und zwei Nashörnern. Ansonsten war der Park unheimlich trocken und von der sengenden Sonne verbrannt und ausgedörrt. Um es kurz zu machen, wir fuhren vom Süden in den Norden über die Camps Skukuza, Maroela, Letaba, Mopani und Shingwezi fast den ganzen Park ab, der doch ca. 390 km lang und im Schnitt 70km breit ist. Und es war heiß, sehr heiß. In Letaba hatten wir 45 Grad untertags und doch kühle 36 Grad um 3 Uhr morgens. Da ADDO keine Klimaanlage hat, sondern nur 2 kleine Ventilatoren war diese Nacht einfach nicht auszuhalten. Daher der spontane Entschluss in Mopani und Shingwezi ein Zimmer mit Aircondition zu buchen. Gott sei dank waren diese noch zu haben und wir hatten 2 komfortable Nächte mit ausgezeichnetem Schlaf.

Über Punda Maria im Norden des Parks verließen wir den Kruger mit dem Ziel Blyde River Canyon. Da dieser mehr als 1500 m über dem Meer liegt war die Hoffnung auf eine kühle Nacht mehr als gegeben, und diese wurde es auch. Ein imposanter Canyon mit bis zu 800m Tiefe, eingeschnitten über unzählige Jahre vom Blyde River. Unbedingt zu besuchen die Bourne’s Luck Potholes am Beginn des Canyon. Tiefe Einschneidungen mit bizarren Formen in allen unterschiedlichen Brauntönen, schillernden Dolomitstein.

Leider verschluckte dichter Nebel „God’s Window“, eine weitere Sehenswürdigkeit des Canyon. Danach ging die Fahrt weiter nach Graskop (empfehlenswert die filled pancakes bei Harry’s pancakes) und über Pilgrims Rest (eine sehr gut und authentisch erhaltene Goldgräberstadt) wieder einmal in die Berge um zwischen Kiefernwäldern einen entspannten Abend und eine erholsame Nacht zu verbringen.

Aufgrund einer Empfehlung bei unserem nächsten Halt in Magoebaskloof entschieden wir uns den direkten Weg nach Süden an die Gardenroute zu suchen. Danke Jack für deine offenen Worte. Genau an unseren nächsten geplanten Orten gibt es derzeit starke Unruhen und Demonstrationen gegen den Präsidenten Zuma. Um dieses Risiko auszuschliessen fuhren wir eine wahrliche Marathonetappe mit über 800 km (11 Stunden) nach Bloemfontein und weiter über Graaf-Reinet an die Gardenroute, also an die wunderbare Küste am indischen Ozean. Wobei wir quer über mehrere Pässe auf Sand- und Schotterpisten (es waren offizielle Bundesstraßen) die Gebirgsketten entlang der Südküste überquerten. Wunderbare Natur im aufkeimenden Frühling Südafrikas begleiteten uns auf diesem letzten Abschnitt nach doch mehreren hunderten Kilometern  durch die sehr trockene und einsame Karoo Wüste. Jetzt weilen wir an der Küste mit dem Rauschen des Ozeans im Rücken und werden uns ein paar Tage entspannen und die nächsten Etappen planen.

3 Kommentare zu „Südafrika – die ersten 21 Tage on the way

  1. Schön zu lesen, dass es euch gut geht!
    Wir fiebern mit euren Reiseabenteuern mit, und stillen unser eigenes Fernweh im feucht-kalten Novemberwetter Wiens mit euren beeindruckenden Aufnahmen der afrikanischen Flora und Fauna.
    Bleibt gesund, passt auf euch auf, und geniesst euren Traum 😉

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *